Gelebte Demokratie und Mehrsprachigkeit an der GTVS 12 Am Schöpfwerk

Unsere ganztägig geführte Volksschule im 12. Wiener Gemeindebezirk ist in eine sehr multikulturelle Umgebung der Gemeindebausiedlung Am Schöpfwerk eingebettet. In der Siedlung leben über 5.500 Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen, und es werden weit über 30 Sprachen gesprochen. Ausgehend von dieser großen kulturellen und sprachlichen Vielfalt haben wir uns seit dem Schuljahr 2020/21 bewusst zum Ziel ge­setzt, Mehrsprachigkeit an unserem Schulstandort systematisch zu be­rücksichtigen. In einigen Klassen wurde sie auch als Unterrichts­konzept, unter gezielter Mitarbeit der Erstsprachenlehrer für Arabisch und Türkisch, fix integriert. Speziell unsere eigene Klasse widmet sich diesem Thema durchgängig und führt in regelmäßigen Abständen mehrsprachige Projekte und Aktionen durch. Dabei werden alle Sprachen der Schüler*innen in der Klasse berücksichtigt: Deutsch, Englisch, Französisch, Polnisch, Serbisch, Türkisch, Arabisch und Persisch. Wir wollen auch die lebendige Sprachenvielfalt aller Schüler*innen gleich­berechtigt in unserem Schulhaus sichtbar machen, und wenn möglich auch bei klassenübergreifenden Aktivitäten miteinbeziehen, wie z.B. bei einem mehrsprachigen Jugendsingen oder einem mehrsprachigen Vorlesetag. Unser durchgehend großes Anliegen bei allen Aktivitäten ist es, Wert­schätzung gegenüber dieser großen Sprachenvielfalt zu erreichen und diese als wertvolle Ressource zu vermitteln.Im letzten Schuljahr wurde auch das Thema der Demokratie gezielt an unserem Schulstandort eingeführt und fortlaufend mit neuen Ideen und Möglichkeiten erweitert.

So wurde ein Schüler*innenparlament mit den Klassensprecher*innen der 3. und 4. Schulstufe eingeführt. Die Kinder werden bei Entscheidungen miteinbezogen und dürfen beispielsweise mitbestimmen, welche Ausflüge gemacht und welche Spiele gekauft werden. Auch bei der Bestellung des Mittagessens werden sie einmal im Monat in den Auswahl­prozess miteinbezogen. Sie lernen, Ge­spräche mit zuständigen Personen, wie z.B. mit der Schulleiterin oder dem Schulwart zu führen und ihre Wünsche und Ideen zum Ausdruck zu bringen. Auch die anstehende Schulhof­gestaltung soll partizipativ geplant werden.

Durch die gezielte Auseinandersetzung mit dem Thema der Demokratie finden wir immer mehr Möglichkeiten, bei denen die Kinder bewusst mitbestimmen und mitgestalten können.

Beide Konzepte, sowohl das der Mehrsprachigkeit als auch das der Demokratie, haben an unserem Schulstandort über die letzten Jahre ihren fixen Platz bekommen. Sie werden vorwiegend durch unser mehr­sprachiges Lehrer*innenteam sowie ein Team der Freizeitpädagog*­innen, das sich vor allem dem Thema der Demokratie gewidmet hat, unter regelmäßiger Absprache und Koordination mit der Direktion, geleitet und umgesetzt. Unser Ziel für die Zukunft ist es nun – im Sinne einer gelebten Demokratie – einerseits die Zusammenarbeit zwischen beiden Teams auszubauen und dabei andererseits anderen Kolleg*innen gegenüber transparent sein und sie bei unseren Planungen und Aktivitäten gleichberechtigt miteinzubeziehen, um schließlich von einem noch „kleinen Wir“ zu einem „großen Wir“ zu kommen.

Anlässlich des aktuellen VoXmi Jahresthemas „Mitsprache mit Sprache“ hat es uns zudem über die letzten Monate beschäftigt, wie wir die beiden Themen „Mehrsprachigkeit“ und „Demokratie“ noch konkreter und gezielter miteinander verbinden können. Das VoXmi eLecturing zu diesem Thema  – insbesondere der anschließende Austausch mit Frau Carre-Karlinger – konnte wesentlich dazu beitragen, in dieser Hinsicht mehr Klarheit zu erlangen und den Zusammenhang zwischen Demokratie und Mehr­sprachig­­keit besser zu verstehen. Das Zentrum POLIS konnte zudem unsere Schule mit wertvollen Anregungen und Gedanken­impulsen dahingehend unterstützen, wie eine demokratische Zusammen­arbeit aller beteiligten Personen an unserer Schule möglich sein könnte, um schließlich einer gelebten mehrsprachigen Demokratie an unserer Schule ein weiteres Stück näher zu kommen.

So wie die Europäische Union im Großen als eine multikulturelle, mehrsprachige Demokratie zu verstehen ist, möchten wir auch gerne unsere Schule und somit auch unsere beiden bisher getrennt laufenden Projekte der Mehrsprachigkeit und Demo­kratie als ein großes Ganzes sehen, bei dem das eine ohne das andere nicht möglich ist. Durch die Anerkennung der sprachlichen Vielfalt kann Schule einen zentralen Beitrag zum gegenseitigen Ver­ständnis und somit zur Demokratie leisten. Unser mehr­sprachiges und unser demokratisches Team befinden sich demnach bereits in einem Boot, und wir werden zukünftig auf gemeinsame Reise gehen. Und jede Person, die gerne dazu kommen möchte, ist uns dabei will­kommen.

Beitrag: Birgit Lentz, voXmi-Koordinatorin an der GTVS am Schöpfwerk

Foto: Copyright GTVS am Schöpfwerk

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