„voneinander und miteinander Sprachen lernen und erleben“ der ganz besonderen Art: bilingual in Gebärden- und Lautsprache
Wenn man einen lichtdurchfluteten Schul-Neubau im Salzburger Stadtteil Lehen betritt, wenn man von einem freundlichen jungen Mann, den man nach dem Weg in die Direktion fragt, gebeten wird, die FFP2-Maske abzunehmen, damit dieser von den Lippen lesen kann, wenn man in den Gängen Mädchen und Burschen sieht, die sich – mühelos switchend – in Gebärden- und Lautsprache unterhalten, dann ist man an einem Ort, den es in ganz Österreich nur einmal gibt: der Josef-Rehrl-Schule. Das Besondere an dieser Schule ist: Hier werden hörende und hörbeeinträchtigte Schüler_innen gemeinsam unterrichtet. Gemeinsam lernen sie Gebärden – und Lautsprache und können gemeinsam ihren Pflichtschulabschluss machen, bevor sie Lehren oder eine höhere Schulausbildung antreten. Das ist „voneinander und miteinander Sprachen lernen und erleben“ der ganz besonderen Art, die zeigt, dass Menschen „mit Behinderung“ hohe Bildungsabschlüsse erreichen können, wenn man sie dabei nicht behindert, sondern bestmöglich fördert, und dass die Schüler_innen „ohne Behinderung“ durch die gemeinsame Schulzeit mit ihnen nicht „behindert“ werden, sondern zwei zusätzliche Assets erhalten: eine neue Sprache, die Gebärdensprache, und die Selbstverständlichkeit mit Menschen umzugehen, die anders sind (und das eigentlich nur ein kleines bisschen). Dieses faszinierende Schulkonzept hat Dir. Fraundorfer beim Wiener voXmi-Regionalgruppentreffen am 19. Mai 2021 vorgestellt. Und vielleicht dürfen wir schon bald die Josef-Rehrl-Schule als 2. Salzburger voXmi-Schule begrüßen.
Dietmar Rudolf, voXmi-Landeskoordinator für Salzburg