Unsere Weltreise in 35 Schulwochen – Notre tour du monde en 35 semaines

Die 3a Klasse der Volksschule Kematen/Ybbs und die CM1 Klasse der Ecole élémentaire Lamartine unternahmen eine Weltreise über das gesamte Schuljahr 2021/22.

Beide Klassen bereisten die Kontinente auf der Suche nach kulturellen Traditionen, Kunst und Kunsthandwerk und interpretierten das Erforschte in eigenen Werkstücken. Diese Reise erfolgte durch Bücher, Filme, Fotos und den Besuch von Ausstellungen. Beide Klassen reisten selbstständig und tauschten sich über ihre Entdeckungen in einem digitalen Reisetagebuch aus, das für alle zugänglich war.

Die Lehrenden unterstützten die Kinder dabei, auch Briefe und Werkstücke per Post auszutauschen, einerseits um Beziehungen und Freundschaften zwischen ihnen zu fördern, andererseits auch um den internationalen Kunstmarkt in einer sehr vereinfachten Version darzustellen.

Das Projekt entstand durch die Freundschaft von Géraldine Normilus und Emmanuelle Gravier-Berger, die sich über die Jahre stark für internationale Beziehungen von Kindern und Jugendlichen einsetzen, um durch eine Mischung von non-formalem, informellem und formalem Lernen Freude am Entdecken und Entwickeln eines kritischen Denkens zu unterstützen. “Kunst Bild(et) Chancen!” war das Thema dieses lebendigen kulturellen Austauschs: Chancen zu reisen in der Zeit einer Pandemie, die von sukzessiven Lockdowns und Bewegungseinschränkungen geprägt war, Chancen durch Kunst und Kunsthandwerk seinen Horizont zu erweitern und Neues auszuprobieren, Chancen seinen Freundeskreis zu vergrößern und sich für ein gemeinsames Projekt zu begeistern.

Das digitale Reisetagebuch war auf der Schulhomepage der Volksschule Kematen veröffentlicht, die Werkstücke und Zeichnungen in beiden Schulhäusern ausgestellt, in Kematen sogar in Form einer zuwachsenden Dauerausstellung. Schulpersonal, Lehrkräfte und Lernende konnten dadurch die Progression der Reise mitverfolgen.

Die Kooperation mit dem Projektpartner Gemeindebücherei verstärkte die Beziehungen zwischen beiden Bildungsinstitutionen in Kematen und zeigte auf, wie vorteilhaft die Zusammenarbeit in Bezug auf den sinnvollen Einsatz von Ressourcen zum Erweitern des Wissens ist. Das Projekt “Unsere Weltreise in 35 Schulwochen – Notre tour du monde en 35 semaines” versteht den Begriff “Schule” in einem erweiterten Sinn. Zunächst in einem europäischen Kontext in der gelebten Partnerschaft beider Volksschulen, darüber hinaus in einem übernationalen weltweiten Zusammenhang mit dem Hervorrufen von Fragen über diverse Themen, von den Kinderrechten ausgehend bis zum Erwerb von Fähigkeiten zur Entwicklung von lebenslangen Lernstrategien.

Ursprünglich geplant war, dass beide Klassen zeitgleich dieselbe Reiseroute gehen und sich regelmäßig in den verschiedenen Ländern virtuell treffen. Es erwies sich sehr schnell als zu kompliziert, denn die Schulferien waren in Frankreich und Österreich unterschiedlich, die Lehrpläne auch. Deswegen entschieden die Lehrkräfte, die Routen ihrer Klassen selbständig zu gestalten. Schließlich erwies sich das als spannender, denn die Lernenden konnten dadurch mehr entdecken und berichten, was der Austausch am Padlet sehr lebendig und facettenreich machte. Die Kinder kommentierten die Entdeckungen und die künstlerischen Interpretationen ihrer Mitschüler und Mitschülerinnen, stellten Fragen, nahmen Ideen wieder auf und begeisterten sich sehr für das Projekt. Die Brieffreundschaft mit dem Erhalt von Post im konkreten Sinne, mit dem Warten auf Briefe und die Vorbereitungen einer Antwort machte das Projekt für die Kinder greifbar und sinnvoll, denn somit hatte die Anfertigung von Werkstücken ein zusätzliches Ziel zu den gewohnten pädagogischen Lernzielen, nämlich der Austausch von Wissen über Kunst und Kunsthandwerk und von den Emotionen, die sie hervorrufen.

Die Mehrsprachigkeit wurde nicht als solche thematisiert, begleitete das Projekt aber auf eine natürliche Weise, allein aus dem Grund, dass 13 Familiensprachen in der gesamten Teilnehmergruppe vertreten waren. Die Kommunikation erfolgte auf Deutsch und Französisch, Sprachen, die beide Lehrerinnen beherrschen. Die Reise brachte die Begegnung mit Schriften und Sprachen mit sich, manche waren den Kindern bekannt, andere nicht, alle weckten ihr Interesse und animierten sie zur Gestaltung von besonderen Werken, wie zum Beispiel das Verfassen des Gedichts „Kommt ein Boot“ in acht Sprachen, als sie die Schiffsreise nach Afrika unternahmen.

Trotz Pandemie-Kontext mit Sperrung beider Klassen, regelmäßigem Stundenausfall wegen Supplierungen und wiederkehrenden Quarantänen konnte das Projekt durchgeführt werden und eine vorbildliche Rolle in “Schule als Gesamt” spielen, indem es den Zusammenhalt, die Flexibilität und die Kreativität der Involvierten zeigte und andere ermutigte, trotz unsicherer Rahmenbedingungen Langzeitprojekte durchzuführen.

Ein Beitrag von Emmanuelle Gravier-Berger, VS Miteinander Kematen/Ybbs

Leiterin der Bildungslandschaft

www.lernen-voneinander.at

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