Seit vielen Jahren führe ich bei meinen Lehrveranstaltungen eine spezielle Selbsterfahrung durch, nämlich die Begegnung mit meiner ungarischen Erstsprache. Da ich regelmäßig auf die positive (Langzeit-)Wirkung angesprochen werde, beschreibe ich in diesem Beitrag die Rahmenbedingungen und lade alle Kolleg*innen zum Nachmachen ein.
Mein Ziel ist die Sensibilisierung der Studierenden und Pädagog*innen, wie Kinder ohne bzw. mit wenigen Deutschkenntnisse im Unterricht unterstützt werden können. Dabei geht es einerseits um die eigenen Gefühle, Erwartungen und Gedanken, die an die eigenen (schulischen) Sprachlernerfahrungen anknüpfen, andererseits auch um das Erleben, was einem hilft bzw. ev. auch fehlt, um der Unterrichtseinheit entspannt und motiviert folgen zu können. In der Einleitung erfahren die Teilnehmenden, dass sie lediglich 8 Wörter lernen müssen, wobei ich allerdings in diesem Setting nur Ungarisch verstehe und durchgehend auch in dieser Sprache spreche. Wer also mit mir kommunizieren möchte, muss kreativ sein. Methodisch gestalte ich diese Einheiten genauso, wie ich es selbst in meinem DaZ-Unterricht gemacht habe. Meist präsentiere ich im Anschluss noch einen ungarischen Text und eine Textrechnung und fordere alle auf, die auf Ungarisch formulierten Fragen zum Text und in der Textrechnung zu beantworten.
Inzwischen habe ich unzählige Reflexionen zu dieser Sprachbegegnung erhalten und kann zusammenfassen, dass dies eine sehr empfehlenswerte Methode ist. Den Teilnehmenden werden die eigenen Grenzen und Gefühle bewusst. Sie erleben, wie anstrengend eine Unterrichtsstunde aus der Sicht des Kindes/des Jugendlichen sein kann – und dass sie durchaus viele Möglichkeiten haben, den Schüler*innen durch gezielte Aktionen das Verstehen, am Anfang meist eher das Erraten, zu ermöglichen, auch wenn keine gemeinsame gesprochene Sprache vorhanden ist. Zu meinem eigenen Erstaunen funktioniert diese Methode auch im Online-Setting. Unisono sind alle der Meinung, dass sie diverse Verhaltensweisen ihrer Schüler*innen nun endlich nachvollziehen können. Der Sprachunterricht braucht mitreißende Pädagog*innen, die die Schüler*innen immer wieder neu motivieren. Hiermit spreche ich allen Leser*innen Mut zu: Nützen Sie Ihre „Bühne" im Unterricht und setzen Sie Ihre eigenen vielfältigen Talente ein, da auch im DaZ-Unterricht Methodenfreiheit herrscht. Das Sprachenlernen kann und darf allen Spaß machen.
Vielleicht hat nun jemand Mut es nachzumachen. Schon jetzt viel Freude bei der Umsetzung!
Katharina Lanzmaier-Ugri, Pädagogische Hochschule Steiermark